Familie am Meer

Wunsch(kind)denken: Mami werden ist nicht schwer, oder doch?

Wunschkind

Irgendwann kam der Punkt in meinem Leben, an den ich schon mindestens 100 Millionen Mal gedacht habe, mich in Gedanken und Vorfreude schwelgend darauf freute, sehnsüchtig darauf wartete, verzweifelt darauf hoffte, aber niemals dachte, dass dieser Punkt mit Hürden oder Problemen versehen sein könnte. Einfach, weil es bei anderen so selbstverständlich passierte und zum normalen Leben dazu gehörte.

Nie habe ich daran gedacht, dass es bei mir selbst vielleicht nicht „normal“ funktionieren würde. Ich war ja immer gesund. Und bevor ich mich überhaupt richtig damit beschäftigen konnte, war er plötzlich da. Und klar, man konnte ihn ja kaum übersehen: Der Herzenswunsch war so groß, dass er fast platzte. Mamiwerden. Jetzt. Es sollte also losgehen.Wunschkind

Monate vergingen. Mamiwerden war immernoch mein großes Zielvorhaben, aber irgendwie machte es nicht das, was es sollte. Wahr werden. Nein. Es machte sich aus dem Staub. Und die Fragen begannen: Warum klappt es nicht? Nur nicht ungeduldig werden, Wartezeiten bis zu einem Jahr wären ganz normal, hörte ich von den Ärzten. Pauschale Aussagen, die auf einen Großteil der Frauen unter 30 vermutlich zutreffen. Irgendwann klappt es dann mit der Schwangerschaft. Nächste Patientin, bitte.

Ich drängelte mich aber nochmal vor, denn mein Körpergefühl sprach eine andere Sprache und so bestand ich auf ein medizinisches Check-up. Und ohne klugscheißerisch wirken oder die Trefferquote der pauschal wirkenden Ärzteratschläge in Frage stellen zu wollen: Ich bekam recht. Denn aus dem „normalen“ Jahr, bis bei den allermeisten Frauen eine Schwangerschaft eintritt, wären bei mir ganz schnell viele Jahre geworden. Eine Schilddrüsenunterfunktion machte mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

Und wie es leider so oft ist, beginnt man erst, sich mit einem Problem zu beschäftigen, wenn es akut wird. Die Unterfunktion erklärte zwar meine schon monatelang auftretende Müdigkeit und Schlappheit, aber wer geht  in einem hochstressigen Job schon davon aus, dass diese Symptome von einem Mini-Organ kommen?!

„Glücklicherweise“ sind die meisten Schilddrüsenerkrankungen sehr gut behandelbar. Das Problem war also gefunden, die Tablettenverordnung angebrochen, dann muss es ja bald klappen. Sagen die Ärzte.
Wunschkind

Brav und voller Optimusmus wiederholte ich alle 6 Wochen die Kontrolluntersuchung, schnell gerieten alle Werte in Reih und Glied in ihre Normbereiche, es ging mir blendend, denn natürlich verschwanden schnell alle anderen Symptome, aber eine Schwangerschaft trat trotzdem nicht ein. Ich wollte den Ärzten vertrauen, aber irgendwas sagte mir, dass ich mich noch mehr mit dem Thema beschäftigen sollte. Klar, normalerweise erwarte ich, von einem Mediziner im 360°-Blick über alles aufgeklärt zu werden. Aber für 360° ist das Wartezimmer zu voll und das Problem zu klein.

Für mich war es aber das Allergrößte, was mein Leben momentan ausmachte. Es machte mich traurig, wütend, ohnmächtig und ungeduldig. Schnell geriet ich in Selbstvorwürfe, mich nicht viel früher interessiert zu haben. Die biologische Uhr würde langsam beginnen, hin und her zu ticken. Ich machte mir Sorgen und setzte mich unter Druck. Vielleicht würde ich niemals Mami werden. Ich stellte meinen kompletten Lebenssinn in Frage.

Trotzdem begann ich, mich noch intensiver mit meinem medizinischen Problem zu beschäftigen. Schnell wurde mir klar, dass meine Werte für die meisten Gegebenheiten zwar in Ordnung waren, für besondere Lebenssituationen (wie Schwangerschaften) aber immer noch grenzwertig zwischen Gut und Böse. Die Dosierung der Medikamente muss also der Schlüssel zu diesem Geheimnis sein. Warum machte mich kein Arzt darauf aufmerksam? Ich konsultierte ihn und teilte meinen Wunsch, die Dosis nochmal anzuheben.

6 Wochen später stand erneut die Kontrolluntersuchung an. Ich hatte gelernt, geduldiger zu werden, freundete mich damit an, dass es bei mir einfach länger dauert, als ich hoffte. Freute mich für Freunde, die nach wenigen Zyklen den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielten, Ich würde glücklich sein, wenn sich mein Wunsch überhaupt irgendwann erfüllt. Ich versuchte, positiv zu sein und lenkte mich mit allem ab, was das Leben für mich bereit hielt. Dem allerbesten Freund der Welt zum Beispiel.Wunschkind

Aber an diesem Kontrolltag, es war ein Montag im März, machte sich ein winzig kleiner „Zellhaufen“ in meinem Bauch langsam und heimlich auf den Weg, mein allergrößter Lieblingsmensch zu werden. Eine Woche später erfuhr ich, dass meine Schilddrüse dank der neuen Dosierung endlich den heiß begehrten Spitzenwert erreichte.

Meine Tipps zum Schwangerwerden:

  • Niemals, niemals, niemals auf den richtigen Zeitpunkt warten, denn tadaaaaa, Überraschung, es gibt ihn einfach wirklich nicht.
  • Kinderkriegen niemals planen: Meist kommt einem dann Mutter Natur in die Quere und setzt ihren eigenen Kopf durch – und zwar so richtig. So schön Sommerbabys in dem Jahr nach der Gehaltserhöhung und der nächsten Beförderung auch sein mögen: Winterbabys sind mindestens genauso cool und die weltbeste Beförderung kann einem kein Chef der Welt vergeben: nämlich die zur Mami!
  • Lasst Euch rechtzeitig medizinisch abchecken, denn es gibt so einige Hindernisse, die oft unerkannt sind, aber dennoch dafür sorgen, dass die monatelangen Hibbeleien-und-Vorfreude-Ausbrüche der Frau völlig sinnlos ist, da der Körper einfach nicht perfekt auf eine Schwangerschaft eingestellt ist (allen voran die Schilddrüse, aber auch wichtige B-Vitamine und Folsäure stärken die Empfängnisfähigkeit).
  • Macht Euch mit Euren körperlichen Vorgängen vertraut. Vor allem, wer seinen persönlichen Zyklus beobachtet, weiß genau einzuschätzen, an welchen Tagen man fruchtbar ist oder nicht.
  • So schwer es ist: sich nicht unter Druck setzen! Meist leidet dann nur das eigene Wohlbefinden und zu allerletzte die Beziehung und der Körper stellt auf stur.
  • Gesund leben und ja, es leiert schon ein wenig, aber es ist tatsächlich so wahr: Schlafmangel, ungesunde Ernährung und Stress haben negative Auswirkungen auf unseren Stoffwechsel und Hormonhaushalt und im Zweifel damit auf unsere Fruchtbarkeit.
  • Positiv sein und sich an allem erfreuen, was momentan das Leben bereichert.
  • Nicht zu viel googlen, gerade dann, wenn man medizinische Baustellen hat, sondern lieber einmal mehr zum Arzt gehen, wenn man Fragen oder Wünsche hat.

Viel Freude bei der Familien“planung“!

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